Das aktuelle Standardmodell zur Ermittlung der Solvenzkapitalanforderungen zeichnet sich durch seinen modularen Aufbau aus, der sich über die Betrachtung der relevanten Risikokategorien und deren Teilrisiken ergibt. Unter Risikokategorien versteht EIOPA die fünf Hauptrisiken (VT Leben, VT Nichtleben, VT Kranken, Marktrisiko und Ausfallrisiko), die sich in die hierarchisch darunterliegenden Teilrisiken aufgliedern. Für das Marktrisiko sind dies beispielsweise das Aktienrisiko, Zinsrisiko usw
EIOPA hat für jede zu berücksichtigende Risikokategorie und deren Teilrisiken entweder deterministische Schockszenarien oder Risikofaktoren vordefiniert. Abhängig von dieser Vorgabe wird für jedes Teilrisiko der Solvenzbedarf unter Anwendung eines Szenarios oder eines faktorbasierten Ansatzes bestimmt und anschließend unter Verwendung einer Korrelationsmatrix zum Solvenzkapitalbedarf je Risikokategorie zusammengefasst.
Kapitalanforderungen VT Leben
Das versicherungstechnische Risiko in der Lebensversicherung ist das Risiko sich verändernder
Zahlungsströme aufgrund ungünstiger Entwicklungen der zugrunde liegenden Rechnungsgrundlagen. Daher werden gemäß des modularen Aufbaus des Standardansatzes folgende Teilrisiken betrachtet:
- Biometrische Risiken
- Sterblichkeitsrisiko
- Langlebigkeitsrisiko
- Invaliditätsrisiko
- Kostenrisiko
- Stornorisiko
- Revisionsrisiko
- Katastrophenrisiko
Für die Berechnung der Kapitalanforderungen der Teilrisiken schlägt EIOPA in den aktuellen Technical Specifications einen szenarienbasierten Ansatz vor.
Ausgangsbasis für die Berechnung ist die Marktwertbilanz. Im ersten Schritt sind die Marktwerte der Aktiva sowie das Best Estimate der Verpflichtungen zuzüglich Risikomarge zu ermitteln. Im zweiten Schritt wird diese Marktwertbilanz einem bzw. mehreren Schockszenarien ausgesetzt. Diese nehmen Einfluss auf die Höhe der einzelnen Bilanzpositionen und verändern somit die vorhandenen Eigenmittel (Net Asset Value, NAV) gegenüber denen der Ausgangsbilanz.
Das für das einzelne Risiko zu hinterlegende Risikokapital ergibt sich schlussendlich als Differenz der vorhandenen Eigenmittel.
Die Teilrisiken werden mit Hilfe einer vorgegebenen Korrelationsmatrix zum versicherungstechnischen Risiko Leben aggregiert.
Für alle sieben Teilrisiken des versicherungstechnischen Risikos in der Lebensversicherung werden seitens EIOPA auch faktorbasierte Auffanglösungen angeboten. Diese ermöglichen es, die Kapitalanforderungen direkt über risikorelevante Bezugsgrößen zu berechnen, ohne eine Projektion der zukünftigen Zahlungsströme vornehmen zu müssen. Für das Langlebigkeitsrisiko ergibt sich beispielhaft die folgende Formel:
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Die Stressfaktoren des Standardansatzes werden von EIOPA vorgegeben. wurde bereits im Rahmen von QIS 3 vorgenommen und die daraus resultierenden Stressfaktoren auch für QIS 4 herangezogen. Diese wurden so gewählt, dass die resultierende Kapitalanforderung nach Ansicht von EIOPA das Konfidenzniveau von 99,5 % des zugrunde liegenden VaR-Modells widerspiegelt