EKG-Check 2018: Solvency II und HGB im Marktvergleich

Im Artikel „Solvency II bei Lebensversicherern: Ein Blick hinter die Solvenzquoten“ wurde dargelegt, dass die wirtschaftliche Situation von Lebensversicherern unter Solvency II und HGB in die gleiche Richtung zeigt. Der Ertragskraft-Garantie-Check (EKG-Check) von Assekurata aus Dezember 2018 stellte dieses Thema mit aktualisierten Daten erneut auf den Prüfstand.

Die Ertragskraft-Garantie-Quote (EKG-Quote) ist eine Maßzahl für die Ertragssituation aus HGB-Sicht im Abgleich mit den bestehenden Garantiezinsanforderungen. Konkret misst die Kennzahl, zu wieviel Prozent die Rechnungszinsanforderungen durch die modellierte Ertragskraft 1 überdeckt sind. Beispielsweise drückt eine EKG-Quote von 300 % aus, dass das verfügbare Ertragsprofil eines Anbieters theoretisch ausreicht, um die im Bilanzjahr bestehenden Rechnungszinsanforderungen dreifach zu finanzieren, sofern neben den vereinnahmten Ergebnissen auch die Hälfte der bestehenden Bewertungsreserven sowie die freie RfB komplett aufgelöst würde.

Dies hätte freilich gravierende Auswirkungen, etwa auf die Überschussbeteiligung der Kunden, und gleicht daher eher einem theoretischen Extremszenario. Gerade deshalb eignet sich die EKG-Quote aber als Standhaftigkeits-Kennziffer, welche die Ertragssituation von Lebensversicherern miteinander vergleichbar macht. Sie stellt einen stark komprimierten Indikator zur Messung der Finanzkraft in Niedrigzinszeiten dar. Je höher sie ausfällt, desto mehr handelsrechtliches Ertragspotenzial steht einem Anbieter im Status quo zur Finanzierung der Leistungsverpflichtungen gegenüber seinen Kunden zur Verfügung. Die EKG-Ergebnisse belegen, dass es für viele deutsche Lebensversicherer eine Herausforderung darstellt, die Anforderungen der Altgarantien und der Zinszusatzreserve (ZZR) auf Dauer zu erfüllen.

Ziel der nachfolgenden Analyse ist es, die Ertragslage unter HGB-Aspekten mit der Kapitalausstattung unter Solvency II abzugleichen, denn schließlich müssen die Gesellschaften die Anforderungen beider Bilanzsysteme einhalten. Zu diesem Zweck wurde in dem „HGB-Solvency-II-Profil“ ein Abgleich der EKG-Quote mit der Solvenzquote unter Solvency II vorgenommen. Für letztere wird aus Vergleichbarkeitsgründen auf die Basis-SCR-Quote zurückgegriffen, welche die Solvenzquote ohne Übergangsmaßnahmen und ohne Volatilitätsanpassung darstellt.

Einheitlicher Stichtag für beide Kenngrößen ist der 31.12.2017. Jeder grüne Datenpunkt steht für ein einzelnes Lebensversicherungsunternehmen. Vorteilhaft ist eine Position möglichst weit rechts oben, da dies auf eine komfortable Solvenzausstattung (rechts auf der x-Achse) und eine hohe garantieadjustierte Ertragskraft (oben auf der y-Achse) hindeutet.

1 Die modellierte Ertragskraft setzt sich aus den folgenden Komponenten zusammen: Kapitalanlageergebnis, Risikoergebnis, übriges Ergebnis, freie RfB sowie 50 % der Bewertungsreserven.

HGB-Solvency-II-Profil (2017)
Abbildung 1: HGB-Solvency-II-Profil (2017)

Aus der Punktwolke wird ein optischer Zusammenhang zwischen HGB und Solvency II erkennbar. Lebensversicherer mit hoher EKG-Quote haben demnach typischerweise auch eine auskömmliche Solvenzsituation (und umgekehrt). Dieser positive Zusammenhang lässt sich auch statistisch über die Spearman-Korrelation rs der Einzeldaten nachweisen:

rs = +0,59       mit -1 ≤ rs ≤ +1

Inhaltlich lässt sich aus der Korrelation schlussfolgern, dass Anbieter mit wenig zinsforderndem Geschäftsprofil sowohl unter Ertrags- als auch Eigenmittelaspekten profitieren. Größere Herausforderungen haben demgegenüber solche Lebensversicherer zu stemmen, die mit einer vergleichsweise dünnen Kapitaldecke ausgestattet sind und darüber hinaus aufgrund ihrer Leistungsverpflichtungen im Bestand sehr hohen Kapitalanforderungen unterliegen. Hier sind überdies Parallelen zur Positionierung bei der Break-Even-Nettoverzinsung auszumachen.

Hintergrundinformationen

In der Studie „EKG-Check 2018 in der Lebensversicherung“ stellt Assekurata die Wirkungszusammenhänge und Hintergründe ausführlich dar und bildet zahlreiche Einzel- und Marktanalysen auf Basis der Geschäfts- und Solvenzberichte sowie der MindZV-Veröffentlichungen der Unternehmen ab. Neben den eigentlichen EKG-Auswertungen werfen die Analysten auch wieder einen Blick auf die Break-Even-Nettoverzinsung, die Nettoverzinsungsmarge sowie den ROR und simulieren die Wirkung der ZZR-Korridormethode. Interessenten können die knapp 50-seitige Studie „EKG-Check 2018“ (PDF) einschließlich vieler Auswertungen und Kommentierungen sowie die wesentlichen Einzeldaten der Unternehmen (Excel) im Internet unter www.assekurata.de bestellen.